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PV-Anlagen, E-Autos, Wärmepumpen – sie verändern, wann und wie Strom verbraucht und produziert wird. Für Energieversorger wird es zunehmend schwieriger, den Überblick zu behalten – und die Energieflüsse im Netz im Gleichgewicht zu halten. Weichen die Prognosen von der Realität ab, entstehen schnell hohe Kosten.
«Eine gute Datengrundlage für Ein- und Ausspeisung von Energie in das Stromnetz ist zentral für die Stabilität des Gesamtsystems. Je geringer die Abweichung zwischen Prognose des Stromverbrauchs und effektivem Verbrauch, desto weniger muss Swissgrid teure Regelenergie abrufen.»
– Chris Cotting, Head Energy Sales bei der BKW
Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, testet die BKW gemeinsam mit pi-System, welchen konkreten Unterschied Echtzeitdaten machen können: wie sich Prognosen verbessern, Netzführung erleichtern – und Kosten senken lassen.
Warum Prognosen von gestern nicht mehr ausreichen
Noch immer basieren viele Energieprognosen auf Tageswerten oder Vorjahresprofilen. Doch diese Modelle stossen an ihre Grenzen – vor allem bei wetterabhängiger Produktion und spontanen Lastspitzen.
«Eine Prognose am Vortag für den gesamten Folgetag reicht nicht mehr. Echtzeitdaten helfen, kurzfristige Abweichungen frühzeitig zu erkennen.»
– Chris Cotting
Was genau getestet wird – und warum jetzt
Im Rahmen eines Proof of Concept prüft die BKW seit 2024 gemeinsam mit pi-System, welchen Einfluss Echtzeitdaten auf die Prognosegüte und die Kosten für Ausgleichsenergie haben. Der Druck ist hoch: Die Preise für Regelenergie und Ausgleichsenergie sind 2023/24 regelrecht explodiert – und auch 2025 ist keine Entspannung in Sicht. Echtzeitdaten sind zwar nicht die alleinige Lösung, aber ein zentraler Baustein, um wirtschaftlich gegenzusteuern.
Wie pi-System die Technik verständlich macht
pi-System bringt ihre Expertise in der Datenanbindung, Aggregation und Systemintegration ein. Dabei werden unterschiedliche technische Ansätze getestet: Plug-ons auf bestehenden Smart Metern, direkte Schnittstellen zu Wechselrichtern oder bestehende Gateways im Feld.
«pi-System ist für uns ein wichtiger Partner, wenn es darum geht, Lösungen marktfähig und skalierbar zu machen.»
– Chris Cotting
Was lange fehlte – und heute funktioniert
Dass Echtzeitdaten bislang kaum genutzt werden, liegt nicht an der Technik allein. Regulatorische Vorgaben, Datenschutzthemen und fehlende energiewirtschaftliche Prozesse bremsen den Einsatz. Hinzu kommt die grosse Vielfalt in der EVU-Landschaft – standardisierte Lösungen sind schwer durchzusetzen.
Weshalb sich Echtzeitdaten wirtschaftlich lohnen
Je näher Daten am aktuellen Verbrauchs- oder Einspeisezeitpunkt liegen, desto präziser lassen sich Netzsituationen kurzfristig prognostizieren. Das reduziert nicht nur die Abweichung, sondern verringert auch den Bedarf an Ausgleichsenergie – und damit unnötige Kosten. Für die BKW sind Echtzeitdaten daher ein Schlüssel, um präziser zu planen, gezielter zu reagieren und die Energieflüsse wirtschaftlicher zu steuern – insbesondere in einem immer volatileren Energiemarkt.
Früh reagieren statt teuer korrigieren
Mit Realtime-Daten lassen sich Erzeugungsanlagen wie PV oder Speicher bereits vor einem Netzengpass gezielt anpassen. Statt auf physikalische Überlastung zu reagieren, kann auf Marktsignale gesetzt werden – etwa bei Über- oder Unterproduktion. Ein Beispiel: negative Strompreise. Hier lohnt es sich oft, frühzeitig auf Eigenverbrauch umzuschalten und die Einspeisung zu reduzieren.
«Anstatt für die Einspeisung zu bezahlen, ist es oft wirtschaftlicher, auf Eigenverbrauch umzuschalten – und frühzeitig zu drosseln.»
– Chris Cotting
Was daraus entstehen kann
Die Ergebnisse aus dem Proof of Concept werden in den kommenden Wochen erwartet. Klar ist aber schon jetzt: Echtzeitdaten schaffen nicht nur präzisere Prognosen – sie ermöglichen neue Steuerungslogiken, mehr Wirtschaftlichkeit und eine bessere Netzintegration erneuerbarer Energien.
«Ich finde es spannend, wie aus Daten neue Anwendungen entstehen. 'Data as a Product' ist kein Buzzword mehr – es wird zur Realität.»
– Chris Cotting
Die Energiezukunft wird nicht einfacher. Aber mit den richtigen Daten lassen sich bessere Entscheidungen treffen. Mit Echtzeitdaten wird aus Reaktion vorausschauendes Handeln – und aus Energieversorgung ein intelligentes System. Genau hier setzen BKW und pi-System gemeinsam an.